Haben Sie sich auch schon mal auf die Suche nach einem passenden Anlageprodukt wie einen
Investmentfonds oder einen Exchange Traded Fund (ETF) gemacht? Dann haben Sie sicherlich
festgestellt, dass das gar nicht so einfach ist. Allein, wenn Sie zum Beispiel auf der Website des
Fondsanalysehauses Morningstar nach einem weltweit anlegenden Aktienfonds suchen, haben
Sie insgesamt die Wahl zwischen rund 3.000 Fonds. Doch auf welche Kriterien gilt es bei der
Auswahl zu achten?
Das, woran sich wohl die meisten Anleger orientieren dürften, ist natürlich die
Wertentwicklung. Der Haken dabei: sie bezieht sich auf die Vergangenheit und es gibt keine
Garantie dafür, dass dieser Fonds in Zukunft auch so laufen wird wie bisher. Manche
Fondsmanager gehen zudem höhere Risiken ein als andere. Dann steht der Fonds, so lange es
an den Märkten gut läuft, zwar oben. Doch in der nächsten Krise merken Anleger dann, dass es
mit einem solchen Produkt auch besonders stark nach unten geht. Deshalb kann es sich
zusätzlich lohnen, auf die Risikokennziffern zu achten. Wie stark fielen die Kursschwankungen,
in der Regel dargestellt als Volatilität oder Standardabweichung, aus? Und passt das dann noch
zum persönlichen Risikoempfinden?
Geringe Kostenunterschiede mit langfristig hoher Wirkung
Zwar ist es nicht falsch, sich an der Wertentwicklung und der Volatilität zu orientieren. Ein
wichtiges Kriterium wird aber oft übersehen: die Kosten. Denn auch sie entscheiden über den
Erfolg einer Anlage. Schließlich gehen die laufenden Gebühren, die bei einem
Investmentprodukt anfallen, direkt zulasten der Rendite. Und das macht sich langfristig stärker
bemerkbar, als die meisten vermuten dürften. Vor allem deshalb, weil die Unterschiede auf den
ersten Blick gering erscheinen.
Lassen Sie mich das an einem Beispiel erläutern: Stellen Sie sich vor, Sie eröffnen einen
Sparplan und haben die Wahl, zwischen einem Finanzprodukt, dessen laufende
Verwaltungsgebühr bei einem Prozent liegt, und einem, bei dem die jährlichen Kosten 1,5
Prozent betragen. Wenn Sie jeden Monat 150 Euro anlegen, dann sind das im Jahr 1.800 Euro.
Betragen die Kosten ein Prozent, dann fallen 18 Euro an Gebühren an. Bei 1,5 Prozent sind es
27 Euro, also gerade Mal neun Euro mehr. Doch diese neun machen langfristig mehr aus, als
Sie vermuten.
Nehmen wir nun also an, Sie lassen den Sparplan über einen Zeitraum von 20 Jahren laufen.
Bei einem angenommenen jährlichen Kurszuwachs von vier Prozent haben Sie mit einem
Finanzprodukt, bei dem die jährlichen Gebühren 1,5 Prozent betragen, am Ende der Laufzeit
knapp 46.500 Euro. Der Gewinn, also Endsumme abzüglich der eingezahlten Beträge, beläuft
sich auf etwa 10.500 Euro. Entscheiden Sie sich unter sonst gleichen Bedingungen für das
günstigere Produkt, dann sieht das Ergebnis so aus: Der Endwert steigt auf rund 49.000 Euro,
der Gewinn auf etwa 13.000 Euro. Auf Grund der Kostendifferenz von neun Euro im ersten
Jahr fällt das Gesamtergebnis über den gesamten Anlagezeitraum hinweg also rund 2.500 Euro
niedriger aus.
Zinseszinseffekt sorgt für Zusatzertrag
Lägen die Kosten übrigens noch niedriger, zum Beispiel bei nur 0,5 Prozent, dann würde die
Endsumme auf knapp 51.800 Euro steigen. Im Vergleich zum ersten Fall sind das über 5.000
Euro mehr. Und das nur, weil Sie über 20 Jahre hinweg pro Jahr geringfügig weniger an
Gebühren zahlen und diese stattdessen in Ihre Geldanlage stecken. Der Grund dafür: Die
Kostendifferenz fließt nicht dem Anbieter des Finanzprodukts zu, sondern verbleibt in Ihrem
Kapitalstock. Und dieser Betrag wächst jährlich ebenfalls mit dem Kurszuwachs von vier
Prozent. Im zweiten Jahr wächst der Ertrag aus diesem Kurszuwachs zusätzlich mit vier
Prozent. Und es kommen die im zweiten Jahr gesparten neun Euro und der Kurszuwachs
nochmals oben drauf. Und so weiter. Und so kann aus der geringen Differenz langfristig ein
großer Betrag werden.
Hohe Kosten können zudem noch einen weiteren unerwünschten Nebeneffekt haben: Denn
diese muss der Fondsmanager ja erst erwirtschaften, um überhaupt eine positive Rendite zu
erzielen. Unter Umständen geht er deshalb erhöhte Risiken ein. Auch das muss nicht unbedingt
im Sinne des Anlegers sein. Deshalb ist die Berücksichtigung der Kosten, sie werden meist in
Form der Total Expense Ratio (TER), zu Deutsch Gesamtkostenquote, ausgewiesen, so wichtig.
Allerdings muss dies auch nicht bedeuten, dass Anleger stets zum günstigsten Produkt greifen
sollten. Damit würden sie stets bei einem ETF landen. Möglicherweise passt das aber nicht
unbedingt zu jedem Anleger und zu jeder Anlagestrategie. Aber wenn jemand die Wahl
zwischen zwei etwa gleich guten Produkten hat, dann zahlt es sich langfristig auf jeden Fall
aus, das günstigere zu nehmen.
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