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June 25, 2020

Risikoprofil als Garant für erfolgreiches Anlegen

Wie würden Sie sich persönlich einschätzen? Sind Sie bei der Geldanlage eher konservativ, ausgewogen oder gewinnorientiert? Diese Frage ist von hoher Bedeutung, denn das individuelle Risikoprofil ist die Grundlage jeder professionellen Finanzplanung und -beratung. Passieren beim Erstellen des Risikoprofils Fehler, bleibt der Anleger unter seinen Möglichkeiten oder geht unnötig hohe Risiken ein. Das Problem ist: Den Zielen, Bedürfnissen, aber auch den aktuellen Verpflichtungen des Kunden wird in der Beratung oft leider nicht ausreichend Beachtung geschenkt. Stattdessen steht vielfach die Vermittlung von Produkten im Vordergrund. Viele Risikoprofile werden mangelhaft erstellt. Aber der Reihe nach: Der kräftige Kursrutsch im März, ausgelöst durch die Rezessionsängste wegen der Corona-Pandemie, hat vielen Anlegern deutlich vor Augen geführt, dass sie bisweilen beim Vermögensaufbau auch plötzliche große Rücksetzer aushalten müssen. Allerdings ist die Verlusttoleranz unterschiedlich groß. Die Anleger unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Risikobereitschaft und der Renditeerwartungen zum Teil beträchtlich. Für die einen sind zwischenzeitliche Verluste von beispielsweise bis zu 20 Prozent hinnehmbar, für andere gänzlich ausgeschlossen.
Grundlage, um Risikotragfähigkeit zu ermitteln
Diesen unterschiedlichen Wünschen und Einstellungen muss eine qualifizierte Anlageberatung Rechnung tragen. Eine entscheidende Größe ist dabei das Risikoprofil. Dieses Profil dient Beratern als wichtige Grundlage, um die emotionale Risikotragfähigkeit ihrer Kunden zu ermitteln und das Portfolio entsprechend anzupassen. Eine genaue Analyse der Lebens- und Vermögensverhältnisse der Kunden ist der erste Schritt. Wie bei einer Anamnese beim Arzt müssen alle Faktoren aufgenommen werden, die für die weitere Planung wichtig sind. In die Analyse müssen auch unbedingt aktuelle Verpflichtungen und Zahlungsströme mit einfließen. Im Vordergrund steht die Erarbeitung eines Risikoprofils des Kunden – ist er risikofreudig oder in Finanzdingen eher konventionell? – und dessen Erwartungen für Vorsorge und Alterssicherung. Hilfreich kann hier eine sogenannte ‚Max-Draw-Down-Analyse’ sein, um das Risikoprofil des Anlegers sauber zu bestimmen. Dabei wird ermittelt, um wie viel die Aktien eines Anlegers nachgeben dürfen, damit dieser sich noch wohlfühlt. Man sollte daher immer bei der Auswahl von Produkten zusätzlich nach dem maximal möglichen Verlust in einer betrachteten Phase schauen. Doch die Praxis zeigt, dass viele Anleger ihr tatsächliches Risikoprofil nur sehr ungenau beschreiben können – insbesondere, wenn es nicht in Abhängigkeit zu den einzelnen Anlagezielen betrachtet wird.
Zinseszinseffekt sorgt für Zusatzertrag
Lägen die Kosten übrigens noch niedriger, zum Beispiel bei nur 0,5 Prozent, dann würde die Endsumme auf knapp 51.800 Euro steigen. Im Vergleich zum ersten Fall sind das über 5.000 Euro mehr. Und das nur, weil Sie über 20 Jahre hinweg pro Jahr geringfügig weniger an Gebühren zahlen und diese stattdessen in Ihre Geldanlage stecken. Der Grund dafür: Die Kostendifferenz fließt nicht dem Anbieter des Finanzprodukts zu, sondern verbleibt in Ihrem Kapitalstock. Und dieser Betrag wächst jährlich ebenfalls mit dem Kurszuwachs von vier Prozent. Im zweiten Jahr wächst der Ertrag aus diesem Kurszuwachs zusätzlich mit vier Prozent. Und es kommen die im zweiten Jahr gesparten neun Euro und der Kurszuwachs nochmals oben drauf. Und so weiter. Und so kann aus der geringen Differenz langfristig ein großer Betrag werden. Hohe Kosten können zudem noch einen weiteren unerwünschten Nebeneffekt haben: Denn diese muss der Fondsmanager ja erst erwirtschaften, um überhaupt eine positive Rendite zu erzielen. Unter Umständen geht er deshalb erhöhte Risiken ein. Auch das muss nicht unbedingt im Sinne des Anlegers sein. Deshalb ist die Berücksichtigung der Kosten, sie werden meist in Form der Total Expense Ratio (TER), zu Deutsch Gesamtkostenquote, ausgewiesen, so wichtig. Allerdings muss dies auch nicht bedeuten, dass Anleger stets zum günstigsten Produkt greifen sollten. Damit würden sie stets bei einem ETF landen. Möglicherweise passt das aber nicht unbedingt zu jedem Anleger und zu jeder Anlagestrategie. Aber wenn jemand die Wahl zwischen zwei etwa gleich guten Produkten hat, dann zahlt es sich langfristig auf jeden Fall aus, das günstigere zu nehmen.